Zoë MacTaggart: "So ist es eben, ich bin eben anders! Das weiß ich!

Zoë MacTaggart ist Künstlerin. Sie brachte ‚Burlesque‘ und ‚Dr. Sketchy‘s Anti-Art School’ vor 10 Jahren nach Hannover.
Ich treffe Zoë an einem ziemlich regnerischen Tag in ihrem Atelier in Döhren. Wir sitzen in Mitten ihrer großformatigen Bilder. Ich bin wirklich beeindruckt von der Farbintensität, Ausdruckstärke und die Motive. Oft sind es Frauen, die sie in alltäglichen Situationen zeigt. In gewohnter Offenheit und Fröhlichkeit erzählt mir Zoë bei einer guten Tasse Tee von ihrem Leben, der Liebe zur Malerei und ihrer unbändigen Liebe zur Natur.

Zoë, wie würdest du dich beschreiben?

Aus meiner Sicht oder aus der Sicht der Anderen?

Aus deiner Sicht.

(lacht) Oh, das ist nicht so einfach! Ich versuche immer die Gegensätze in mir und vor allem nach Außen auszupendeln. Ich bin mir jederzeit bewusst, mich entscheiden zu können. Entscheidungen rauszuschieben ist überhaupt nicht mein Ding. Auch wenn sie schlecht sind, ich gehe sie an. Ich warte nicht auf den Idealzustand.

Also, wenn du eine Entscheidung triffst, dann ist es endgültig?

Ich wäge natürlich erst einmal ab. Ich höre auf meinen Bauch, weil es mein Bauch immer besser weiß als mein Kopf. Dann check ich es mit dem Kopf, ob ich in die richtige Richtung gehe. Sollte es dann wirklich nicht die richtige Entscheidung gewesen sein, stelle ich immer wieder fest, dass es tatsächlich der Kopf war, der meinte, ich müsste so vernünftig sein! Ich hätte eigentlich auf meinen Bauch hören sollen! (lacht) Im Nachhinein, weiß ich jedoch, dass meine Entscheidung nur so gut war, wie sie in dem Moment sein konnte.
Es ist eigentlich wie beim Malen. Da fällt die Entscheidung natürlich schneller, welche Farbe ich wähle. Es passiert einfach aus dem Gefühl heraus und schon ist sie auf der Leinwand.
Damit kann ich gut leben und dann geht es von da an weiter… (lacht)

Würdest du sagen, du bist eine außergewöhnliche Frau?

(lacht) … Also als Kind dachte ich immer, ich passe nicht in diese Welt. Ich spürte schon, dass ich anders war. Außergewöhnlich vielleicht in dem Sinne, dass ich Fähigkeiten habe, die anderen einfach nicht akzeptieren können. Es gibt aber auch Situationen, dass die Leute sagen: „Oh, wow, sieh mal“
Es kann aber auch ganz schnell grenzwertig sein. Dann muss ich es aushalten. Ich habe gelernt, einerseits nicht zu auffällig, zu anders zu sein, aber andererseits mein wahres Ich nicht zu verleugnen.
So ist es eben, ich bin eben anders! Das weiß ich!

Wann war dieser Drang da, Malerin zu werden?

Malerin sein zu wollen kam erst später. Ich habe es nie so richtig ausgesprochen, aber ich wollte schon immer Künstlerin werden. Es hätte auch etwas ganz Anderes werden können, Hauptsache Kunst! Irgendetwas in dieser Richtung.
In meiner Familie gibt es viele Maler. Ich selbst habe schon früh gemalt. Das war selbstverständlich, so wie Essen und Trinken! Mir war klar, dass es geht, mit Malerei sein Geld zu verdienen. Mir war aber auch klar, dass es nicht geht!

Hattest du eine Vorstellung wie dein Leben verlaufen könnte?

Auf jeden Fall wollte ich nicht zu ungewöhnlich sein. Ich wollte dazugehören und einfach normal sein, gerade in der Zeit, als ich heranwuchs.
Ich habe dann sehr lange gebraucht, meinen eigenen Weg zu finden und auch zu gehen.

Seit wann gehst du deinen Weg und bezeichnest dich als Künstlerin?

Vor genau 10 Jahren, 2007 war meine Zeit gekommen. Ich war gut vorbereitet und mir wurde immer klarer, was ich machen will. Dann stellte ich mich selbstbewusst hin. Und da ich selbst nicht mehr zweifelte, hat auch kein anderer mehr gezweifelt.
Ich musste erst einmal lernen, dass ich niemanden um Rat fragen kann. Es ist meine Entscheidung. Das hat eine ganze Zeit gebraucht.

Wie findest du deine Motive in der Malerei?

Es sind Frauen, die ganz und gar Ihren Standpunkt vertreten. Wenn ich sie dann so sehe, denke ich: „Mann, da möchte ich gern eine Scheibe abhaben! Ist sie eigentlich schon immer so gewesen? Denkt sie darüber nach, hat sie auch lange gebraucht, um dahin zu kommen?“
Dann versuche ich, besondere Situationen einzufrieren und sie wieder vor mein Auge zu bringen, wenn ich sie brauche.
Wichtig für mich ist, ich brauche einen persönlichen Bezug, dass ich sie zeichne. Erst dann kann ich ihre Ausstrahlung festhalten. Deshalb male ich keine. Es ist mein ganz eigener Blick auf diese Frau, auf ihre bestimmte Art oder die bestimmte Geste.

Wie wichtig ist dir Freiheit?

Ich habe schon früh gemerkt, dass ich als Mädchen an Grenzen stoße. Für mich ist Freiheit das Wichtigste. Ich brauche meine Freiheit, um mich zu entfalten, um meine eigenen Gedanken zu denken, für meine Visionen und Träume.
Das zeige ich in meinen Bildern. Ich male die Frauen, nicht pastellich, nicht brav und lieb. Sie sind wie sie eben sind, in ihrer Kraft und Größe und vor allem mit ihrer ganz eigenen Ausstrahlung.

Wie reagierst du in Krisenzeiten?

Ich bin sehr sensibel und nehme Krisen ganz bewusst wahr. Und ich stelle immer wieder fest, wenn es wirklich schwierig wird, dann wachse ich über mich hinaus und schaffe das Unmögliche. Ich setze mich aber nicht schon vorher unter Druck, sondern erst in dem Moment, wenn das Problem wirklich da ist.

Ist dir dann die Malerei ein guter Partner?

Ich habe gelernt zu kanalisieren. Ich male nicht das, was mich gerade beschäftigt oder was mich wütend macht. In dieser Zeit male ich dann einfach voller Energie an Bildern, an denen ich gerade dran bin. Oder ich verwirkliche endlich Ideen, die ich immer aus Zeitgründen bei Seite geschoben habe. Am Ende bin ich dann oft sehr glücklich.

Wenn du etwas tust, dann mit Vollgas?

Ja, genau! Wenn ich etwas tue, dann bin ich ganz und gar dabei, voller Leidenschaft und Liebe.

Hast du auch mal Langeweile?

Ich hatte mal einen Zeichenlehrer, der war der Meinung, auch diese Energie könnte ich nutzen und noch etwas Sinnvolles daraus machen. Seit dieser Zeit finde ich immer einen Weg, etwas zu tun. Ich kann niemals sagen, ich hätte die Zeit nicht genutzt! (lacht)
Das heißt nicht, dass ich permanent in Aktion bin. Ich sitze auch gern mal rum und beobachte… Ich bin total überzeugt, dass gerade das Nichtstun hilft Abstand zu meinen Bildern, Abstand zu meinem Leben, Abstand zu meinen Gefühlen zu schaffen. Damit erhalte ich oft einen ganz anderen Blick zu bestimmten Dingen. Dann kann ich ganz frisch weitermachen oder etwas Neues anfangen.

Wie gehst du mit Kritik um?

Ich freue mich immer über konstruktive Kritik. Ich wünsche mir Kritik von Menschen, die ich schätze. Ich musste erst einmal lernen zuzuordnen, was betrifft mich jetzt persönlich und was betrifft mich gar nicht. Ich kann heute gut damit umgehen.
Und heute weiß ich, dass mich jede Art von Kritik weiterbringt und ich wachse daran.

Wie geht es weiter mit der Künstlerin Zoë?

Vieles läuft jetzt gerade gleichzeitig. Auf jeden Fall gibt es eine große Ausstellung in diesem Jahr und noch einige Sachen mehr, daran arbeite ich gerade.

Wieso hast du dich für Hannover entschieden?

Ich hatte ursprünglich in München meinen Studienplatz. Durch den Job meines Mannes in Hannover, habe ich dann auch meinen Studienplatz nach Hannover verlegt und habe es nie bereut. Ich liebe Hannover.
Ich gehe gern zu Reggae-Parties. Es gibt überdurchschnittlich viele Kulturangebote in dieser Stadt mit sehr hochwertigen Musikern.
Ich fahre gern Fahrrad in Hannover. Ich fahre dann auch nicht den schnellsten Weg, sondern den schönsten Weg. Und davon gibt es sehr viele!
Ich liebe lange Spaziergänge. Ich bewundere die Schönheit der Natur. Schon während des Studiums war ich einfach nur zwischen den vielen Seen und in der Eilenriede unterwegs. Die Innenstadt bedrückt mich eher. Wenn ich mit meinem Fahrrad fahre, bin ich einfach glücklich.

Weiterführende Informationen auf der Webseite: www.zoemactaggart.com

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